Neben dem parallelen Bürgermeistervotum trafen sich die kickenden Zweitabteilungen des RSV Germania 03 und der Freien Turngemeinde im Wahllokal des Grünen Stegs, um ihre Stimmen für den lokalen Fußballwettstreit der Kreisklasse C abzugeben. Dass bis zur eventuell kommissarischen Ergebnisdefinition allerdings 150 Minuten ins Land ziehen würden, hatten die Derbykiebitze vor dem Anstoß sicherlich nicht auf der Sonntagsrechnung.

 

Die sportliche Septemberbilanz sprach ganz klar pro FTG. Während der blau-weiße Hausherr nach einem klasse Saisonstart (acht Punkte aus den ersten vier Partien) aufgrund von vier kassierten Niederlagen zuletzt den Faden verlor, korrigierten die roten Gäste ihren Fehlstart (lediglich ein Zähler Beute aus den vier Auftaktbegegnungen) mit einem profitablen Zwischensprint von zwei „Dreiern“ plus einem Remis, so dass die urbanen Rivalen tabellarisch Kopf an Kopf platziert die Kunstrasenmatte betraten.

 

Jegliche Vorkalkulationen und Hochrechnungen rückten jedoch ab der 70. Minute in den Hintergrund. Bis dato konnte sich in einem ausgeglichenen Fight keine der beiden Parteien ein Zweidrittelmehrheit erarbeiten. Highlights neben den Buden zum zwischenzeitlichen 3:3 waren die Gerstensaft-Versorgungsmaßnahmen am RSV-Kiosk für den vom berühmt-berüchtigten „Sargnagelduo“ dirigierten FTG-Block, als dem aus Mainz angereisten Schiedsrichter Morris Walther plötzlich auffiel, dass ein germanischer Akteur nicht auf dem digitalen Spielberichtsbogen stand.

 

Nach einer der telefonischen Rücksprache beim Klassenleiter und Erklärungskundgebungen Richtung des sachverständigen Publikums geschuldeten Unterbrechung von rund einer halben Stunde verkündete der Referee am 138. Geburtstag des einstigen IOC-Präsidenten Avery Brundage: The Game must go on! In der verbleibenden Periode legte die Germania zum 4:3 vor, ehe der FTG Sekunden vor dem verspäteten Feierabend das Tor zum 4:4-Endstand glückte.

 

Ob dieser Score so in die Wertung einfließt, dürfte allerdings 38 Jahre nach der US-Erstausstrahlung von „Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert“ noch in den Sternen stehen, weil der germanischen „Zweiten“ im Nachklang ein negatives Déjà-vu droht. Schon im Rückrundenverlauf der vergangenen Saison wähnte man sich als Derbysieger, ehe der Unparteiische eine (damals noch unerlaubte) vierte Auswechslung protokollierte und drei Punkte vom Grünen Tisch statt in den Osten in den Süden überwiesen wurden.

 

 

Nach dem spielfreien Wochenende (das Duell gegen SV St. Stephan II wurde kurzfristig auf den 23. Oktober verschoben) taucht das Kreisliga B - Team kommenden Sonntag mit einer ungewöhnlichen Premiere wieder ins Wettkampfbecken ein. Am heimischen Grünen Steg läuft der eigentliche Platzhirsch erstmals in der 122-jährigen Klubhistorie als offizieller Gast zu einem Pflichtspiel auf.

 

Ausschlaggebend hierfür ist, dass die ehemalige „Zwote“ respektive nach dem Wiederaufbau des Profi-Unterbaus vor über einem Jahr in der Hessenliga als nominelle „Dritte“ gelistete Fanmannschaft des aktuellen Zweitligaüberfliegers SV Darmstadt 98 seit ihrer Gründung 2020 die Heimpartien ebenfalls auf dem kultigen Kick-Areal an der Ostendstraße absolviert und im Zweijahresrhythmus vom untersten Fußballgeschoss Richtung B-Klasse hoch kletterte.

 

Dem Glanzstück 2022 (Beförderung in die C-Klasse dank einem von unglaublichen 3050 Supportern beäugten 4:3 beim entscheidenden Relegationsmatch gegen SV Weiterstadt II im „Ausweichquartier“ des Böllenfalltors) folgte vor wenigen Monaten die C-Meisterschaft durch ein 4:1 über Seeheim/Jugenheim II am Grünen Steg.

 

Genau dort misst sich nun ergo eine germanische 1-A-Auswahl des Rasensportvereins erstmals mit dem uneingeschränkt aus echten Lilien-Anhängern bestehenden Newcomer, mit dem die „Zweite“ bereits in den vergangenen beiden Runden Bekanntschaft machte. Der Anpfiff zum blau-weißen Derby ertönt um 15Uhr.

 

Auch bei der Kreisliga C – Elf werden sich bezüglich ihres Auswärtsziels die Reisekosten in Grenzen halten, wenn man ab 12Uhr30 „um die Ecke“ beim Vornamensvetter Germania Eberstadt II antritt.