Es stürmte, regnete, hagelte und der RSV Germania tanzte dazu. Eine Woche vor dem offiziellen Ende der Passionszeit unterbrach der Rasensportverein das Erfolgsfasten und schöpft nach dem für ein Schlusslicht extrem opulenten 6:2 im Kreisliga A – Kellerkracher über Grün-Weiß Darmstadt noch einmal Hoffnung auf den Klassenerhalt.

Das pompöse Lebenszeichen war einfach überfällig. Was sich bereits in den ersten drei Begegnungen nach der Winterpause andeutete (ein Remis und zwei knappe Niederlagen gegen drei Aufstiegskandidaten), wurde im Duell zweier Ligasorgenkinder durch die Fusion von Zuversicht spendendem Resultat und überzeugender Performance kräftig honoriert. Beim Vergleich schwächste Heimelf contra harmlosestes Auswärtsteam feierte die Mannschaft von Coach Manu Meixner den erlösenden ersten Punktspielsieg am Grünen Steg seit fast exakt zwolf Monaten (seinerzeit 4:2 gegen Schneppenhausen am 19.03.23) bzw. den erst zweiten „Dreier“ der laufenden Saison. Dieser war sogar in der verabreichten 6:2-Dosierung hochverdient, so dass das blau-weiße Kickensemble Klub-Tausendsassa Siggi Kullick, der 24 Stunden zuvor ins rüstige 70. Lebensjahr eintauchte, den heiß ersehnten Geburtstagswunsch nachträglich erfüllen konnte.

Trotz der widrigen Witterungsverhältnisse (die Herbstsonate komponierte mitten im Frühling ein Intermezzo) flanierten die Germanen-Fans ihre Palmprozession Richtung Fußballwohnzimmer an der Ostendstraße entweder auf vier Rädern, per pedes oder auf dem Esel, der allerdings lediglich aus Draht konstruiert war. Dort wurden sie bereits in der fünften Minute für ihre Kälteresistenz belohnt, als Mohammed Barati einen Freistoß direkt in die Maschen zirkulierte. Keineswegs geschockt von dieser Schelte schlugen die Gäste von der Waldkolonie rapide zurück. Nach zwei überlegten Schnittstellenpässen lochte GW-Goalgetter Orlando Lehmann zum Ausgleich ein.

Wer nun einen Bruch in der germanischen Organisation befürchtete, wurde eines Besseren belehrt. Technisch überraschend mannigfaltig hebelten die Hausherren das fragile Defensivbollwerk der Grünen mehrfach aus, was Daniel Conrad für einen schnellen Doppelpack zum 3:1 inspirierte. Zwischen den beiden Treffern vergab der Torschütze sogar noch einen Hochkaräter und einmal prallte der Ball nur an die Lattenunterkante statt ins Ziel. Als das 2:3 den Jubeltaumel abebben ließ und Abwehrstabilisator Nicklas Buth verletzt das Kunstrasengrün verlassen musste, geriet der Vorsprungserhalt in Gefahr. Bis zur Pause wackelte die germanische Absicherung mehrfach, rettete allerdings das knappe Guthaben aufopferungsvoll in die Halbzeit.

Die Substanzbündelung während der Kabinenandacht zeigte nach dem Seitenwechsel rasch Wirkung. Nagalia Tanbir Singh sorgte für die Nervenanspannungsdrosselung, indem er wie der Tiger von Eschnapur auf seine Beute lauerte und im Sechzehner entschlossen zum 4:2 vollstreckte. Dadurch war den Grünen prinzipiell der Zahn gezogen. Vor allem der auf der offensiven Außenbahn wirbelnde Maurice Rippert stellte sie vor schier unlösbare Probleme. Erwin Kremers hätte beim Anblick des germanischen Flügelflitzers seine wahre Freude gehabt. Der einstige Nationalspieler konnte jedoch nicht vor Ort sein, weil er ca. 280 Kilometer nordwestlich zusammen mit seinem Zwilling Helmut das (brüderlich zusammen addiert) 150. Wiegenfeste zelebrierte.

Es kam nicht von ungefähr, dass Rippert die beiden Buden zur endgültigen Entscheidung perfekt vorbereitete. Bilal Sabbagh stand jeweils goldrichtig und musste praktisch „nur“ noch die Kugel über die Linie bugsieren. Ein zweiter Aluminiumknutscher und zwei weitere vergebene Großchancen standen im Verlauf der Schlussphase einem noch drastischeren Unterschiedsergebnis kontraproduktiv gegenüber. Doch das juckte beim Abpfiff im germanischen Lager niemanden mehr.

Auch wenn das Manko zum rettenden Hafen immer noch vier respektive fünf Zähler beträgt und die Konkurrenz zudem noch eine Partie mehr bestreiten darf, wurde der Glaube an eine wundersame Aufholholjagd ergo mit einer kalorienreichen Nahrung beseelt. Die zweite Mannschaft legte im „Vorspiel“ die Basis für einen makellosen Nachmittag und sackte durch ein 1:0 gegen TuS Griesheim nicht nur die zweite Komplettrendite in Serie, sondern auch einen beruhigenden Puffer zur Abstiegszone ein.      

 

Aufstellung: Manthos, Kalai, Al Hadid, Buth (36. Genadiev), Barati, Morris, Tanbir Singh (80. Alvarez), Hakimi, Rippert, Pinheiro Costa (44. Sabbagh), Conrad

Tore: 1:0 Barati 5. 1:1 Lehmann 8. 2:1, 3:1 Conrad 16., 22. 3:2 Kinik 34. 4:2 Tanbir Singh 48. 5:2, 6:2 Sabbagh 75., 77.

Schiedsrichter: Patrick Skopura

 

Über Ostern ruht in den unteren Amateurklassen der Spielbetrieb. Ergo können sich auch die Germanen neben Eier färben bzw. suchen, Schokoladenhasen verköstigen oder Osterfeuer schüren auf die blau-weißen Bogestra-Schlager der Tour de Ruhr fokussieren, in denen Knappen und Lilien passend zum feierlichen Anlass die sportliche Wiederauferstehung anbeten. Der geballte Aktiventross des Rasensportvereins ist dann wieder eine Woche darauf (07.04.) im Kreisliga C & A - Doppelpaket unisono auswärts beim FC Ober-Ramstadt gefordert: Die „Zweite“ um 13Uhr und die „Erste“ um 15Uhr.     

 

Wärmequelle für die frierenden Fans

Erleichterter Mannschaftskreis nach dem Abpfiff