Beim Nachholtermin des siebten Kreisliga B – Spieltags gegen den SV Erzhausen II (das Match wurde wegen der am vergangenen Wochenende die Pfungstädter Gemarkungen vereinnehmenden Kerb auf den Donnerstagsabend verschoben) trotzte der RSV Germania 03 in einem rassigen Fight zweier voll auf Sieg getrimmter Mannschaften allen Unwägbarkeiten und feierte durch einen kurz vor Feierabend in Unterzahl verwandelten Foulelfmeter zum frenetisch bejubelten 4:3 den sechsten Sieg in Serie.
Zum Auftakt einer evtl. bahnbrechenden englischen Woche für die weitere sportliche Entwicklung der noch relativ jungen Saison musste Ben Talib vor der Ouvertüre einige personelle Nackenschläge kompensieren. Aus verschiedenen Beweggründen standen dem Übungsleiter gerade einmal dreizehn Feldspieler zur Verfügung. Selbstverständlich förderte auch die frühe verletzungsbedingte Auswechslung von Miloud Merzak nicht unbedingt das Zuversichtsquantum.
Ungeachtet der Umstellung nahmen die Hausherren nach einer ausgeglichenen Anfangsperiode das Zepter in die Hand. Vor allem Robert Botezatu explodierte förmlich. Der Außenbahnspieler zauberte eine überragende erste Hälfte auf das Kunstrasengrün. Nicht von ungefähr ging der Doppelschlag zur 2:0-Führung auf sein Konto. Zunächst tanzte Botezatu entlang der Grundlinie mehrere Kontrahenten aus und lochte aus spitzem Winkel ein. Das dadurch erworbene Selbstvertrauen nutzte er 120 Sekunden später aus, um aus zwanzig Metern einfach mal abzuziehen. Dank abfälschender Hilfe eines Erzhäuser Abwehrbeins rauschte die Kugel erneut ins Netz.
Aber die Zweitabteilung des Kreisoberligisten zeigte keine Schocknachwirkungen und gab schnell eine Antwort. Weil sich zwei RSV-Recken zwecks einer Klärung uneins waren, sagte Leonardo Debortoli als lachender Dritter höflich Danke und sorgte für die Resultatsverkürzung. Es sollte hüben wie drüben nicht der letzte respektive Konsequenzen nach sich ziehende Abwehrpatzer eines aufregenden Flutlicht-Hitchcocks bleiben.
Unmittelbar vor der Pause waren die Gäste an der Reihe, einen Bock zu schießen. Markus Laston erzielte das bislang vielleicht einfachste Tor seiner Karriere, indem er den Ball nur noch ins verwaiste Gehäuse schieben musste. Nach dem Wiederbeginn verpassten die Germanen eine Vorentscheidung, als Mehmet Köroglu an Keeper Alexander Bourdache scheiterte und Botezatus Hammer Bekanntschaft mit dem Aluminium machte.
Dieser kleine Abschlusswucher rächte sich. Zweimal vermurkste die gastgebende Absicherungsriege völlig überflüssig das Aufbauspiel bzw. lud den SVE mit einem hanebüchenen Rückpass ein, sein Score – Manko zu korrigieren, was Coach Talib auf die sprichwörtliche Palme bugsierte. Die negativen Auswirkungen wirkten sich extrem fatal aus: Erst das 2:3 und zehn Minuten darauf musste Goalie Nikola Rehak einen Fauxpas seines Vordermanns per „Notbremse“ ausbügeln und mit einem kassierten Elfer plus quittierter roter Karte teuer bezahlen.
Der Schiedsrichter ließ sich zwecks seines NATO-Doppelstrafen-Beschlusses nicht mehr umstimmen. Marcel Wesp ging für seinen Kameraden zwischen die Pfosten und fischte als erste Amtshandlung das Leder aus den Maschen, weil Debortoli vom Punkt gnadenlos zum Ausgleich vollstreckte.
In dem Wissen, dass noch rund eine Viertelstunde zu gehen war und das berühmt-berüchtigte Momentum für Erzhausen sprach, schwante manchem RSV-Sympathisanten nicht viel Gutes. Doch wer glaubte, dass dem blau-weißen Platzhirsch jetzt die Felle davon schwammen, hatte die Rechnung ohne den germanischen Wirt gemacht.
Mit heißblütigem Kampfgeist plus phänomenalen Teamspirit stemmten sich die Talib-Schützlinge gegen ein drohendes Verhängnis und suchten nach dem (Asbach) Uralt - Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ ihr Heil in der Offensive. Kurz vor ultimo preschte Max Meier mit seiner ausgeprägten physischen Naturgewalt in den Sechzehner und wurde von mehreren Opponenten in die Zange genommen.
Selten wurde ein Elfmeterpfiff so ausgelassen gefeiert wie der von Referee Kalus. Chef-Knipser Meier ließ es sich natürlich nicht nehmen, seine Vorleistung persönlich zu veredeln und schickte Torsteher Bourdache zum Vollzug der bereits 16. Saisoneinlochung eiskalt in die falsche Ecke.
Da macht es Bumm: Kurz vor Toreschluss heben die Germanen nach dem von Max Meier verwandelten Strafstoß ab...
Wenig später war Schicht im Schacht und die Germanen durften nicht nur die Serienaufstockung („Dreier“ Nummer Sechs en block), sondern auch die Verteidigung der fortan blütenweißen Heimweste verbuchen.
Aufstellung: Rehak, Botezatu, Buth, Singh (65. Tabtab), Kalai, Al Hadid (76. Wesp), Merzak (19. Hakimi), Meier, Köroglu, Rippert, Laston
Tore: 1:0, 2:0 Botezatu 24., 26. 2:1 Debortoli 33. 3:1 Laston 44. 3:2 Kaiser 63. 3:3 Debortoli 77. FE 4:3 Meier 89. FE
Besonderes: Rot TW Rehak (RSV) 75.
Das binnen sieben Tagen vom Spielplangestalter dekretierte Hammerprogramm des Rasensportvereins wird mit den zwei höchst möglichen Hürden vervollständigt. Am Sonntagnachmittag ab 15Uhr beim FSV Schneppenhausen sowie am anschließenden Donnerstagabend beim SV St. Stephan II sind die Germanen als Tabellendritter jeweils auswärts gefordert, dem noch verlustpunktfreien Führungsduo der B-Klasse die Stirn zu bieten. Hier wie da vermelden die tapferen Schneiderlein-Kicker aus dem Weiterstädter- bzw. Griesheimer Stadtteil eine stolze Optimum-Saisonbilanz von makellosen sieben Siegen auf einen Streich.
Da bedarf es wohl eines neuerlichen Weltrekords á lá Armand Duplantis, um diese beiden Stangen einigermaßen schadlos zu überspringen. Und falls es ergebnistechnisch in die Hose gehen sollte, wird angesichts der bislang üppig eingefahrenen Punkte-Ernte sicherlich kein Fußball-Sachverständiger über dem Team von Ben Talib den Stab brechen...
Während die „Erste“ also zunächst am Sonntag in Schneppenhausen (im germanischen Volksmund bezüglich Mister 492 auch „Schambachhausen“ genannt) auf dem Prüfstand steht, versucht die „Zweite“ zwei Stunden vorher (Anstoß 13Uhr) am „dürren Kopf“ bei Ligaschlusslicht Croatia Griesheim II, den durch zuletzt drei Niederlagen erzeugten Abwärtstrend zu stoppen.