Ungeachtet der vermaledeiten Tabellensituation in der Kreisliga A spulte der RSV Germania 03 am Sonntag eine tapfere Performance ab und verbuchte im ersten Pflichtmatch 2024 nach dreimonatiger Winterunterbrechung ein überraschendes, aber hochverdientes 1:1-Unentschieden beim Aufstiegsaspirant FCA Darmstadt II.

Endlich wieder Amateurfußball: Unter diesem Motto jetteten bzw. radelten (Vorstandsmitglied Wolfgang Görg aktivierte seinen Drahtesel) die Germanen von „Pungscht“ nach „Orhelje“ zum einstigen Hessenligisten, gegen den man sich früher auf dem Verbandsliga- respektive Gruppenligaterrain heiße Duelle lieferte. Dass der einstige Glanz hüben wie drüben nur noch matt schimmert, mussten die blau-weißen Veteranen beim Anblick des von Bauschutt quasi überschwemmten Sportgeländes am Gehmerweg wehmütig  konstatieren.

Doch selbst der Verpflegungsengpass (für am Hungertuch nagende oder durstige Kiebitze war die in die Jahre gekommene FCA-Heimstätte das falsche Ausflugsziel) sowie der extrem holprige Rasen konnten die Vorfreude nicht trüben. Aufgrund der schwierigen Verhältnisse stornierten die Zuschauer schon vor dem Anpfiff filigrane Sehnsüchte und fokussierten sich auf einen Malocher-Nachmittag.

In der Tat hatten vom Fleck weg die kämpferischen Elemente Priorität. Gegen den mit vielen lateinamerikanischen Talenten gespickten Gastgeber war der Rasensportverein im ersten Abschnitt spätestens am gegnerischen Sechzehner mit seinem Offensiv-Latein am Ende. Dafür bremste der angereiste Außenseiter die Angriffslust des Favoriten bis auf eine überflüssige Ausnahme adäquat aus.

Fünf Minuten vor der Halbzeit ließ Hakeemi den FCA-Mittelstürmer im Strafraum über die Klinge springen. Den keine Zweifel anhaftenden Elfmeter verwandelte der Gefoulte höchstpersönlich zum 1:0 – Pausenscore und löste dadurch zum einzigen Mal die aus Gelsenkirchen-Buer gestriezte und mit 1904 Dezibel bis zur Firma Merck schallende  Torhymne „Blau und Weiß ein Leben lang“ aus (auch der FCA schmückt sich mit der schönsten Farbkombination) .

Dass die Germanen nicht kleinbei geben wollten, unterstrichen sie nach dem Seitenwechsel. Vor allem während der finalen halben Stunde setzte die Mannschaft von Coach Manu Meixner alles auf eine Karte und fahndete rigoros nach dem mehrfach verlockend nahe rückenden Ausgleich. In der 72. Minute wurde das Egalisierungsengagement endlich belohnt. Eine in die Gefahrenzone segelnde Ecke verursachte ein Tohuwabohu, das ausgerechnet der „Rückstandsübeltäter“ Hakeemi ausnutzte, indem er den Ball konsequent über die Linie drückte.

Im dramatischen Schlussphasenverlauf intensivierten beide Fraktionen ihre Lucky Punch - Ambitionen. Angefeuert von den wegen einigen umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen an der Seitenlinie emotional wie das HB-Männchen in die Luft gehenden RSV-Verantwortlichen schrammten die Germanen zweimal knapp am „Dreier“ vorbei, mussten allerdings auch genauso oft bangen, dass der Platzhirsch nicht doch noch das abschließende Wort für sich beanspruchte.

Letztendlich ist ein gerechtes Unentschieden zu resümieren. Der erst sechste Saisonzähler bedeutet zwar für den Rote Laterne – Status weder Fisch noch Fleisch, sollte jedoch vor den wartenden Herkulesaufgaben das angekratzte Selbstvertrauen fördern.   

 

Am kommenden Sonntag (10.03.) darf sich die germanische Anhängerschaft auf einen „kleinen Großkampfnachmittag“ in ihrem Wohnzimmer des Grünen Stegs freuen. Nach dem 3:3 im Nachholmatch bei TSG Wixhausen II, wo man einen 0:2-Rückstand zwischenzeitlich in einen 3:2-Vorsprung ummünzte und dann in der Nachspielzeit noch den Ausgleich quittieren musste, sowie dem 0:5 zum Abschluss der englischen Woche bei der Spvgg Seeheim-Jugenheim II fechtet das „1-B – Team“ ab 13Uhr im blau-weißen Derby gegen die Fanmannschaft von Bundesligist respektive Co-Gastgeber SV Darmstadt 98 an der Ostendstraße um Kreisliga C – Punkte.

Direkt im Anschluss (Anstoß 15Uhr) wird die Kreisliga A – Auswahl mit einer maximalen Herausforderung konfrontiert, wenn Klassenprimus SV Erzhausen zum Tanz Spitzenreiter vs. Schlusslicht bittet. Während die Gäste ihre Pole Position festigen wollen, versucht der Hausherr alles für eine sensationelle Proviantsubvention in die Waagschale zu werfen, dessen Realisierung auch eine Revanche für die demoralisierende Hinspielklatsche wäre. Ende August 2023 schluckte der RSV auf dem Sportplatz an der Heinrichstraße im Format der höchsten Pflichtspielniederlage seit Wiederaufnahme des Spielbetriebs Anfang der 1950er die vielleicht bitterste Resultatspille der Klubhistorie (1:16).