Das Kreisliga A – Team des RSV Germania 03 hat die bereits auf dem Silbertablett servierte Chance verpasst, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu bewerkstelligen. Stattdessen muss aufgrund einer 1:3-Heimniederlage gegen SV Traisa II im Anschluss der bevorstehenden spielfreien Runde die Reservierung für ein künftiges  Kreisliga B – Ticket akut in Erwägung gezogen werden.

Nur wenn  der SV Weiterstadt am vorletzten Spieltag zu Hause gegen SC Griesheim II komplett leer ausgeht, duellieren  sich die beiden Schlusslichter zum Saisonkehraus an Fronleichnam in einem Hitchcock-Finale. Falls der Rivale mindestens einen Punkt im Vergleich mit der viktorianischen Hessenliga-Reserve erobert, wäre der germanische Abstieg besiegelt und die Abschlusskonfrontation dient lediglich den Statistikbüchern.

Dementsprechend depressiv gestaltete sich die Atmosphäre nach dem Wegweiser-Match gegen die Zweitabteilung des SV Traisa, die vor dem Kick-off noch einen Zähler für die Rettung aus eigener Kraft benötigte, während der Hausherr eine Woche nach dem Hoffnungsschub gegen Griesheim II (6:2) explizit auf einen weiteren Dreier angewiesen war. Sieben Minuten vor Feierabend erzielte SVT-Goalgetter Tim Dettelbacher das entscheidende 1:3, woraufhin Petrus einige Etagen höher sinnbildlich sämtliche Pforten öffnete und massenweise Tränen über der Ostendstraße vergoss.

24 Stunden vor Pfingsten assistierten die anderen Apostel zumindest in der ersten Hälfte dem mit einen weiteren Comeback eines altgedienten Klubrecken aufwartenden  Platzhirsch. Elf Jahre nach seinem Abschied vom Grünen Steg übernahm der eigentlich erst für die nächste Spielzeit vorgesehene Robert Schmidt die defensive Verantwortung und schnürte erstmals seit Mai 2013 bzw. zum insgesamt 120. Mal die blau-weißen Erstmannschaftschuhe.

Für Schmidt rückte Trainer Manu Meixner in die vorderste Sturmfront, weil der nominelle „Neuner“ Daniel Conrad wegen familiären Verpflichtungen passen musste. Angefeuert vom treuen Stammpublikum, das der medialen respektive lokalen Eventkonkurrenz von Bundesliga und „Pfungstreet“ erfreulich loyal  die kalte Schulter zeigte, neutralisierten sich beide sportliche Sorgenkinder vor dem Seitenwechsel nach dem Motto „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“. Das Verhindern eines Rückstands war oberstes Gebot.

Dass die Germanen trotzdem mit einer Führung in die Pause flanierten, verdankten sie einem überflüssigen Foul an Maurice Rippert exakt auf der Strafraumlinie. Ohne jeglichen Verzögerungsgedanken richtete der souveräne Referee Mustafa Ayan den Zeigefinger Richtung Punkt. Coach Meixner wurde sowohl seiner Trikotfarbe (der Gastgeber wählte diesmal als Outfit das an die Nationalelf erinnernde Schwarz-Weiß) als auch seiner Rückennummer Dreizehn (mit dieser ominösen Glückszahl auf dem Buckel ballerte schließlich der Nationenbomber die Bundesrepublik 1974 zum WM-Titel) gerecht und lochte abgezockt zum 1:0 ein.

Im zweiten Abschnitt verweigerte jedoch Glücksgöttin Fortuna den erforderlichen Beistand. Mitte des finalen Durchgangs registrierte das Supporter-Volk eine unbarmherzige Gunstminimierung, als Baratis Distanzkracher nur ans Lattengebälk krachte. Statt dem sicherlich viel Selbstvertrauen einflößenden 2:0 kassierten die Germanen im direkten Gegenzug den Ausgleich. Das Pechquantum summierte sich eine Viertelstunde vor Ultimo. Wiederum scheiterte Barati am Außenpfosten, ehe ein unglückliches Eigentor dem Unheil Konturen verlieh.

Auch die aus dem Repertoirekasten gefischte Brechstange half dem Rasensportverein nicht mehr auf die Sprünge. Nach Dettelbachers gefühlvollem Heber zum 1:3 stand das RSV-Ensemble optisch und sprichwörtlich im Dauerregen, durch den die Zuschauer bis zum Zapfenstreich das umklammernde Abstiegsgespenst deutlich erkennen konnten.

Selbst Thomas Gottschalk, der parallel zum wahrscheinlich negativen Vorentscheid seinen 74. Geburtstag feierte, käme es angesichts der nun facettenarmen Tabellenarithmetik nicht in den Sinn, als Wettpate eines Klassenerhalts zu fungieren. Ungeachtet des an der Hintertür klebenden extrem winzigen Strohhalms droht ergo eine zeitnahe Degradierung. Aber man würde sich ja in prominenter Gesellschaft befinden. Frag nach bei welkenden Lilien, gestutzten Geißböcken oder lahmenden Zebras…   

 

Aufstellung: Grosch, Hinterschied, Schmidt, Barati, Morris, Kalai, R. Singh, N. Singh, Hakimi (70. Al Hadid), Rippert, Meixner (61. Sabbagh)  

Tore: 1:0 Meixner 44. FE 1:1 Dettelbacher 64. 1:2 Eigentor Kalai 74. 1:3 Dettelbacher 83.

 

Am nächsten Sonntag bitten Kreisliga A und Kreisliga C ohne germanische Mitwirkung zum vorletzten Saisontanz. Die Mannschaften des Rasensportvereins sind turnusgerecht spielfrei und müssen von der berüchtigten Couch aus verfolgen, wie die Oppositionsparteien  abschneiden. Eine vergleichbare Gefühlssituation durchlebte James Dean während den Dreharbeiten zum Kultfilm „denn sie wissen nicht, was sie tun“. Erst nach dem Eintrudeln der Rivalen-Ergebnisse kann man für das anschließende Showdown-Doppelpaket (die 2:9 gegen den VfR Eberstadt die Segel streichende „Zweite“  am Dienstag, 28.05., gegen Nachbar TSV Eschollbrücken sowie die„Erste“ am Donnerstag, dem 30.05., gegen SV Weiterstadt) taxieren, welches Remake der beiden anderen Klassiker des einstigen Jugendidols realistisch ist: Entweder „Jenseits von Eden“ (Abstieg) oder „Giganten“ (Klassenerhalt).