24 Stunden zuvor wurde der SV Weiterstadt nach dem ersten zweistelligen Kreisliga A – Saisondebakel (1:11 in Wixhausen) für die goldene Himbeere nominiert. Das konnte der gelackmeierte RSV Germania 03 natürlich nicht auf sich sitzen lassen und konterte am Sonntag mal eben mit der höchsten Niederlage der Vereinsgeschichte (1:16 beim SV Erzhausen).
Wie schon im Prolog zwischen den Zeilen zu lesen ist, ähnelt der Rapport vom Duell des übermächtigen „Goliath“ gegen den hoffnungslos unterlegenen „David“ eher einer sarkastischen Anekdote für ein Satireamagazin anstatt einer fundierten Fußballstory aus dem „Kicker“. Mit „Ernst Huberty – Floskeln“ kann man die Leistungsverweigerung des einstigen Pfungstädter Vorzeigevereins nicht mehr erklären.
Der Job beim Beletage-Mieter stand von Beginn an unter keinem guten Stern, denn die Germania musste auf emotionale Unterstützung von Luis Rubales verzichten. Als bekennender RSV-Supporter hatte der Präsident des spanischen Fußballverbandes seine anfeuernde Präsenz avisiert. Wegen einem kurzfristig angeordneten Gastauftritts beim iberischen Remake des Filmklassikers „Leoparden küsst man nicht“ stornierte Rubales´ Vorzimmerdame leider den schon gebuchten Direktflug Madrid-Egelsbach.
Sicherlich war vor dem Anstoß jedem Fußball – Kiebitz, der auf dem Sportplatz an der Heinrichstraße seinen Obolus entrichtete, bewusst, dass beim Aufeinanderprall des vor Selbstbewusstein strotzenden Spitzenreiters versus des verunsicherten Ligaschlusslichts die Vorschusslorbeeren extrem divergent einzuschätzen sind. Doch wer sich ohne körperliche Gegenwehr respektive null Prozent Mumm in den Knochen wie ein zahmes Lamm widerstandlos auf die Schlachtbank führen lässt, der darf sich nicht wundern, wenn sich innerhalb den lokalen Gemarkungen ironische Schadenfreude und aufmunterndes Mitleid die Waage halten.
Zweifellos drehten sich etliche verdiente Germanen, die leider nicht mehr auf Erden weilen, auf einer höheren Etage im Grabe rum. Schon das Überqueren der Mittellinie bedeutete für den keineswegs fromm, aber frisch, fröhlich und frei auftrumpfenden Klassenprimus eine Majestätsbeleidigung. RSV-Keeper Milos Manthos, der an der Vier mal Vier – Gegentorlawine die geringste Schuld trug, verhinderte sogar mehrfach, dass dem Schiffbruch-Score nicht die Ziffer Zwei vorstand.
Neben ihm genügte allenfalls noch Hishyar Ibo Kreisliga A – Ansprüchen. Nicht von ungefähr befleckte der Mittelfeldmotor die weiße Hausherrenweste, indem er Sekunden vor dem erlösenden Abpfiff den germanischen Lauf untermauerte, in jedem Saisonmatch mindestens einmal ins gegnerische Gehäuse zu netzen. Hingegen muss sich das Gros der Mannschaft den Vorwurf gefallen lassen, die sowieso angeknackste Reputation des Traditionsvereins RSV Germania 03 vollends in den Schmutz zu ziehen.
Falls nicht schleunigst gelingt, den Karren aus dem Sumpf zu ziehen, wird die Anstellung einer Putzkolonne am Grünen Steg unumgänglich sein. Denn die rote Laterne soll ja permanent glänzen und nicht im Trophäenschrank verstauben.
Aufstellung: Manthos, Zamani, Genadiev, Sahibzada (28. Aykir), Saedi (8. Vetter), Sidibe, Barati, Ibo, Neziraj, Albouhuseinsray (54. Al Hadid), Sabbagh
Tore: 1:0 Raab 5. 2:0 Bohn 11., 3:0, 4:0, 5:0, 6:0 Bozkurt 17., 34., 35., 40. 7:0 Bohn 46. 8:0 Raab 53. 9:0 Bozkurt 57. 10:0 Kranz 59. 11:0 Bohn 62. 12:0 Kranz 64. 13:0 Bozkurt 66. 14:0 Bohn 70. 15:0 Bozkurt 78. 16:0 Bohn 87. FE 16:1 Ibo 90.
Gelbe Karten: Zamani, Sidibe / 10-Minutenstrafe Aykir 80.
Die Kreisliga C – Elf wartete am vergangenen Donnerstag mit dem ersten Saisonsieg auf (3:2 gegen Seeheim-Jugenheim II) und ging dann am Sonntag beim blau-weißen Kracher auf der eigenen Spielwiese als Gast der Fanmannschaft des SV Darmstadt 98 leer aus (1:4).
Beide Altiventeams des RSV Germania 03 müssen nun eine schlauchende englische Woche bewältigen. Die „1-B“ tritt zunächst im Rahmen des fünften Kreisliga C – Spieltags am Dienstagabend (29.08., 19Uhr30) bei DJK/SSG Darmstadt an und empfängt dann am Sonntag (03.09, 13Uhr) zum Auftakt eines Doppelheimspielnachmittags Grün-Weiß Darmstadt II. Derweil darf die blau-weiße Kreisliga A – Auswahl zweimal hintereinander im heimischen Wohnzimmer auflaufen. Nach dem Donnerstagsausflug auf die Kreispokalbühne gegen den klassenhöheren Kreisoberligisten TSG Messel (31.08., 19Uhr30) jettet am Sonntag zur fünften saisonalen Punktspielausgabe erstmals seit vier Jahren Neuling SKG Ober-Beerbach wieder an den Grünen Steg (Anstoß 15Uhr).
