Der Fallschirm klemmt weiterhin. Am Grünen Steg setzte sich der Sinkflug des RSV Germania 03 ungebremst fort. Auch Aufsteiger SKG Ober-Beerbach zeigte dem blau-weißen Kreisliga A – Team die Grenzen auf und gewann 5:0. Die Noten der ersten Zwischenprüfung (fünf Niederlagen nach fünf Ligapartien und dabei bereits 38 Gegentore kassiert) fördern nicht unbedingt das Dogma, am Saisonende den nächsten Kreisliga A – Klassenerhalt zu arrangieren. 

Dabei gab es sowohl am vergangenen Donnerstag (im Kreispokal gegen den klassenhöheren Kreisoberligisten TSG Messel hatte die Germania eine qualitativ hochwertige Reaktion auf die ergebnistechnische Vollkatastrophe von Erzhausen parat und musste sich dem Favoriten nur knapp respektive unglücklich 1:2 beugen) als auch während der ersten Hälfte gegen Ober-Beerbach ein ordentliches Mutmacherquantum zu verzeichnen.

Mit dem wegen seiner kräftigen Statur an den früheren Aachener Zweitligabomber Günter Delzepich erinnernden Daniel Conrad konnte Trainer Manu Meixner mehr Physis ins Offensivzentrum transportieren. Die körperliche Robustheit schien sich bezahlt zu machen, aber Conrad per Seitfallzieher und Saban Neziraj (Schuss auf das Tordach) verpassten eine durchaus mögliche frühe Führung.

Gleich der erste konstruktive SKG-Vorstoß fügte dem gerade spürbar steigenden Selbstbewusstsein im ungünstigsten Moment den größtmöglichen Schaden zu. Nach einem weiten Ball in den Sechzehner waren sich Keeper und Verteidiger uneins, was Patrick Sturm mit einem gefühlvollen Heber ins verwaiste Gehäuse bitter bestrafte.

Wiederum Sturm durfte in der 26. Minute für „Owern-Beerwisch“ erhöhen. Im direkten Gegenzug ließen aufgrund mangelhafter Einlochkonsequenz mehrere Germanen den Anschlusstreffer liegen. Bezüglich Entschlossenheit und Erfolgsgier, den Ball über die Linie zu drücken, war der Neuling aus einem anderen Holz geschnitzt. Wie der Barthel den Most holt, demonstrierte Thomas Ellinger, als er eine Flanke zum 0:3 einköpfte und das Match praktisch schon vor dem Seitenwechsel entschied.  

Kurz vor der Halbzeit hätte die Germania noch einmal Lunte riechen müssen. Dhurgham Albouhuseinsray stand nach einem hanebüchenden SKG-Rückpass alleine vor Goalmann Dominique Schweizer und besaß die Qual der Wahl, in die jeweils sperrangelweite linke oder rechte Ecke zu vollenden. Stattdessen votierte der RSV-Angreifer für einen halbgaren Lupfer, den Schweizer – ohne sich gewaltig strecken zu müssen – mühelos herunter pflückte.

Die Geschichte der zweiten Hälfte ist schnell erzählt. Der Gastgeber versuchte analog zu seinem weißen Dress wie einst das weiße Ballett den Kontrahenten mürbe zu spielen. Solch einem Vergleich stand allerdings die Defizitmixtur aus Durchsetzungsvermögen und Handlungsschnelligkeit kontraproduktiv gegenüber. Jegliche gutgemeinten Gefahrensituationen blockte der Ober-Beerbacher Felsen aus Granit kompromisslos ab. Dafür zappelte das Leder noch zweimal im eigenen Netz und die Desasterstatistik, in jedem der bisherigen Ligapartien mindestens fünf Eier einzufangen, ging in die nächste Runde.

Somit konnte Ober-Beerbach letztendlich souverän den Debütsieg am Grünen Steg sowie den ersten Kreisliga A – Dreier nach über vier Jahren bejubeln, während zwei rote Tupfer den germanischen Alltag überschatten: Der Alarmstufenlevel und die Farbe der Laterne. Aber der RSV hat ja prominente Gesellschaft. Schließlich drückt von der Emscher bis zum Langen Lui bei blau-weißen Traditionsklubs aktuell der Schuh.

 

Aufstellung: Van der Sande, Zamani, Kalai, Sahibzada (29. Genadiev), Hadeed (72. Chamrikh), Barati, Rippert (29. Ibo), Neziraj, Albouhuseinsray, Sabbagh, Conrad 

Tore: 0:1, 0:2 P. Sturm 11., 26. 0:3 Ellinger 33. 0:4 Busse 69. 0:5 Dogru 86.

Schiedsrichter: Marko Harbauer

Gelbe Karten: Hadeed / M. Sturm, P. Sturm, Dogru

 

Im „Vorspiel“ feierte die zweite Mannschaft eine sportliche Reinkarnation de luxe. Nach dem 1:3 am vergangenen Dienstag bei DJK/SSG Darmstadt geriet die Elf von Nick Jimenez auch im Kreisliga C – Heimspiel gegen GW Darmstadt II in Rücklage. Eine Viertelstunde vor Schluss führten die Gäste 3:0, ehe der Hausherr in Form von vier Toren eine sensationelle Aufholjagd auf´s Parkett zauberte und mit einem 4:3-Triumph den zweiten Saisonsieg protokollierte.

Am kommenden Kerbsonntag (10.09.) müssen die Germanen für wenige Stunden das Kirchweih-Flanieren unterbrechen und sich auf auswärtige Fußballaufgaben fokussieren. Das Kreisliga C – Team gastiert um 15Uhr bei TuS Griesheim, während die Kreisliga A – Auswahl ab 15Uhr30 im Kellerduell der beiden einzigen Klubs ohne jeglichen Saisonzähler bei Grün-Weiß Darmstadt in der Pflicht steht. Beim zurückliegenden Auftritt in der Waldkolonie Ende April konnte die Elf von Manu Meixner letztmals einen Punktspielspielsieg erringen (6:3). Danach setzte es bis dato mit Ausnahme eines Unentschiedens neun Niederlagen. Vielleicht ist ja der Sportplatz am Dornheimer Weg die geeignete Stätte, damit der Knoten endlich wieder platzt.