Nach einer vierzehntägigen Verschnauf-Siesta vom Wettkampfalltag konnte sich der RSV Germania 03 mit Verspätung für den zweistelligen Schneppenhausen-Dämpfer rehabilitieren und ratifizierte gegen Co-Hausherr SV Darmstadt 98 III im neunten Kreisliga B - Saisonmatch den siebten Sieg (6:4).

 

Weil der als Fanauswahl apostrophierten dritten Lilien-Mannschaft (einige Kader-Mitglieder flanierten 24 Stunden zuvor noch an der Kieler Förde, um den am Sonntag entthronten Zweitligaspitzenreiter zu unterstützen) der Grüne Steg gleichfalls als Heimstätte dient, debütierte eine „Erste“ des Rasensportvereins im seit 1952 möblierten Fußballwohnzimmer als offizielles Auswärtsteam. Approximativ 600 Kilometer von der schleswig-holsteinischen Hauptstadt entfernt wollten die Germanen eine vom Klassennovizen verordnete Sanktion des Kielholens unbedingt vermeiden.

 

„Gast dahoam“ lautete also das Credo für den eigentlichen Platzhirsch, dessen Supporter sich trotz vertrautem Ambiente zwecks einer aus Sicherheitsgründen transformierten Blockeinteilung ebenfalls neu orientieren mussten. Auch der akustische Anfeuerungseinfluss wurde radikal minimiert, da den Germanen wegen des externen Status gemäß DFB-Regelwerk lediglich zehn Prozent des Kartenkontingents zur Verfügung standen.

 

Ergo kein Wunder, dass nach dem kulinarischen Labsal am von Grillmeister Jackson und Catering-Chefin Melania vorzüglich gemanagten Versorgungscontainer die Majorität des erwartungsfrohen Publikums das Einlaufmedley mit der scheinenden Sonne (peitschender Seitenhieb auf das tatsächlich vorherrschende Fritz Walter - Wetter) oder nicht hüpfenden Offenbachern vertonte.

 

Gewöhnungsbedürftig blieb allerdings hier wie da die Trikot-Optik. Statt der gemeinsamen schönsten Klubfarbenkombination des kickenden Kosmos (Blau und Weiß) streiften sich die 98er einen orangenen und der RSV einen grünen Dress über. Vor dem Beginn musste Ben Talib mal wieder ins personelle Improvisationsfass greifen. Lediglich zehn Mann der Kreisliga B – Kerntruppe meldeten sich diensttauglich. Kevin Caruso von der „Zweiten“ wurde ins kalte Außenverteidigerwasser geworfen und erledigte seinen Job überaus ordentlich.

 

Das bis zur Halbzeit protokollierte 3:0-Guthaben pro Germania war klipp und klar der differenzierten Offensivgüte geschuldet. Während Mehmet Köroglu einen Sahnetag erwischte und zweimal knipste sowie Kanonier Max Meier einmal unmissverständlich sein Durchsetzungsvermögen unter Beweis stellte (hinzu gesellten sich zwei Pfostenküsse von Köröglu und Velez Gomez), verprassten die Lilien ihre durchaus vorhandenen Chancen und bezahlten hinsichtlich ihrer Verwertungsmöglichkeiten Lehrgeld.

 

Als infolge eines überlegten Querpasses von Meier unmittelbar nach dem Seitenwechsel Markus Laston das Leder nur noch ins Netz manövrieren musste, schien der Käse gegessen. Aber am runden Doppelbull-Wiegenfest von Kate Winslet ging der SV98 weder im germanischen Nordatlantik unter noch ließ man sich vom tabellarischen Favoriten die Leviten vorlesen. Julian Schreiber und Ex-Germane Sven Muth (29 Tore in 58 Punktspielen zwischen 2018 & 2022) verkürzten den Score auf 2:4.

 

Dass der RSV in der von einer roten Karte für Mehmet Köroglu (welche den Belegschaftsnotstand leider weiter forciert) getrübten Schlussphasenchronologie nicht mehr ernsthaft in die Bredouille geriet, sorgte Max Meier. Seine Saisonbuden Nummer Nummer 21 & 22 konterkarierten die 98er-Initiativen für eine erfolgreiche Aufholjagd. Personell auf dem Zahnfleisch überquerte das Talib-Ensemble nach einem lebhaften 6:4-Endergebnis die Ziellinie und verteidigte den ausgezeichneten dritten Ranglistenplatz.

Aufstellung: Wesp, Wolf, Buth, Caruso, Kalai, Velez Gomez, Merzak (74. Hakimi), Meier, Köroglu, Rippert, Laston (85. Aldibo)

Tore: 0:1, 0:2 Köroglu 6., 16. 0:3 Meier 33. 0:4 Laston 47. 1:4 Schreiber 60. 2:4 Muth 69. 2:5 Meier 72. FE 3:5 Schreiber 83. FE 3:6 Meier 85. 4:6 Schreiber 86. FE

Besonderes: Rot Köroglu (RSV) 75.

 

Eine Bank vom Punkt: Max Meier vollstreckt den Elfer zum 5:2

 

Am kommenden Sonntag nutzt das Kreisliga B - Team die Länderspielpause, um die treue Anhängerschaft ohne Profi-Konkurrenz nach einer Abstinenz von 24 Tagen wieder mit einem „regulären“ Heimspiel zu erquicken (Sonntag 15Uhr gegen SKG Gräfenhausen). Aufgrund der zu Hause erworbenen Toppbilanz (alle Partien gewonnen) plus der Gästephobie auf auswärtigem Terrain (sämtliche Begegnungen verloren) wird die Elf von Ben Talib von der Expertenriege zunächst einmal als Favorit notiert. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste: Gräfenhausen blieb bislang unter seinen Möglichkeiten und wird mit allen Mitteln versuchen, seine schwarze Serie zu stoppen. Der Rasensportverein sollte ergo das aufgestellte Warndreieck nicht übersehen.

 

Die „Zweite“ entführte bei Germania Eberstadt II ein wertvolles 2:2-Unentschieden und sitzt am Wochenende ihren nominellen Spielfrei-Status ab, kehrt aber bereits am Dienstagabend (14.10.) mit einer vorgezogenen Partie der zwölften Runde bei SKG Nieder-Beerbach ins Kreisliga C – Geschäft zurück (Anstoß 19Uhr30).