Die treuen Fans des Rasensportvereins dürfen auch in der neuen Spielzeit nicht zart besaitet sein. Schon am zweiten Spieltag ist das erste Dutzend an Gegentoren komplett. Während der 2:7-Klatsche bei TSG Wixhausen bot die Germania eine von A bis Z uninspirierte Leistung und hatte sogar noch den Papst in der Tasche, weil der frisch gekürte Klassenprimus Chancenwucher am Fließband betrieb.

Mit solch einer Performance ist selbst in der Kreisliga A kein Staat zu machen. Bereits nach 180 absolvierten Minuten beleuchtet die rote Laterne den Vitrinenschrank am Grünen Steg. Sicherlich fehlten Trainer Manu Meixner einige kickende Korsettstangen, weshalb die Startelf gegenüber dem Auftaktmatch gegen St. Stephan auf sechs Positionen umgebaut werden musste, aber dieser Personalfakt entschuldigt die über weite Strecken haarstäubende Gegenwehr lediglich minimal.

Negativ ins Gewicht fielen vordergründig physische Defizite, das an eine Schülermannschaft erinnernde Defensivgebaren sowie der viel zu leger rezitierte Spielaufbau. Wie ein Bumerang prallten die nach vorne abgesendeten Bälle an der großgewachsenen TSG-Dreierkette ab und schnellten postwendend in die eigene Gefahrenzone zurück. Das Substantiv Entlastung entpuppte sich als Fremdwort.

Die Verwunderung der heimischen Zuschauer, dass Keeper Milos Manthos erst in der 19. Minute hinter sich greifen musste, spricht Bände. Bis kurz vor der Halbzeit hielten die Germanen mit reichlich Dusel das Ergebnis im Rahmen, ehe die berüchtigte Chaos-Situation „Nimm Du den Ball, ich hab ihn schon“ Wixhausen das 2:0 auf dem Silbertablett servierte.

Spätestens von da an coverte das überforderte RSV-Kollektiv die alten Songs der ersten allgemeinen Verunsicherung. Insbesonders Moritz Engert spornte der germanische Schwanengesang an. Dem TSG-Angreifer gelang ungeachtet der Halbzeitunterbrechung das Kunststück, die Kugel binnen acht Minuten viermal ins Netz zu jonglieren. Als symbolisches Beispiel für den blau-weißen Tiefschlaf am hellichten Nachmittag diente das schlappe elf Sekunden nach dem Wiederanstoß erzielte 4:0.

Weitere zwei Blackouts später lautete der Score 7:0. Angesichts der noch zu gehenden Strecke von über einer halben Stunde sprudelte den Sportplatzkiebitzen das Adjektiv zweistellig über die Lippen. Doch anscheinend hatten sich sowohl die Hausherren (scheiterten dreimal am Aluminium und schossen in schöner Regelmäßigkeit am angelweit geöffneten RSV-Gehäuse vorbei) als auch der Schiedsrichter (seine Abseitspfiffe verhinderten ein komplettes Desaster) auf eine Portion Mitleid pro Germania arrangiert.

Die Hilfspakete enthielten sogar einen kosmetischen Behandlungskatalog. Als aufmerksamer Gastgeber kredenzte die TSG dem Rasensportverein während den Kehraussequenzen zwei Geschenke, für die sich Daniel Genadiev per Foulelfmeter und Mohamed Chamrikh artig bedankten und dem neuen Kreisliga A – Tabellenführer die ersten beiden Saisongegentreffer zufügten.

So blieb die adäquate Proviantverpflegung am wie immer von der kultigen TSG-Ausschankwirtin gewohnt souverän gemanagten Verkaufscontainer das einzige Highlight eines gebrauchten Dienstausflugs. Betreff der sportlichen Lage muss man konstatieren, dass die blau-weiße Auswahl ihre Findungsphase noch nicht abgeschlossen hat. Aber die Zeit macht ja laut Barry Ryan bekanntlich nur vor dem Teufel halt und so müssen sich die Germanen sputen, um die Wettbewerbsfähigkeit dem Klassenniveau anzupassen.        

Aufstellung: Manthos, Sidibe, Genadiev, Abdollahi (46. Zamani), Kalai, Barati, Sabbbagh (59. Chamrikh), Al Basri, Neziraj, Garkin, Saedi (66. Vetter)

Tore: 1:0 Eckert 19. 2:0, 3:0, 4:0, 5:0 Engert 42., 43., 46., 50. 6:0 Frey 53. 7:0 Molnar 56. 7:1 Genadiev 85. FE 7:2 Chamrikh 88.  

Gelbe Karten: Eckert / Neziraj

Am kommenden Sonntag (20.08.) wird den Fans des RSV Germania 03 im heimischen Wohnzimmer rund vier Stunden Fußballkurzweil geboten - allerdings in einem ungewöhnlichen Zeitfenster. Den Prolog eines ausklingenden Vor- und eines beginnenden Nachmittags am Grünen Steg schreibt ausnahmsweise diesmal das Kreisliga A - Team, das bereits eine Stunde vor High Noon (also um 11Uhr) Aufsteiger FC Arheilgen II empfängt. Direkt im Anschluss (Anpfiff 13Uhr) rundet der Kreisliga C - Epilog im Format des  Zweitmannschaftsvergleich gegen die Spvgg Seeheim/Jugenheim das Doppelheimspielvergnügen ab.