Der RSV Germania 03 ist am achten Kreisliga B – Spieltag unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Aufgrund der unglücklichen Verkettung eines drastischen Personalengpasses, einer verschlafenen ersten halben Stunde und zwei überflüssig kassierten Platzverweisen ging die am Ende längst nicht mehr komplette Elf von Trainer Ben Talib beim Tabellenzweiten FSV Schneppenhausen mit einer methaphorischen 3:11-Niederlage im strömenden Regen baden.

 

Den gebrauchten Ergebnisnachmittag eröffnete die zweite Mannschaft zwei Stunden vorher aufgrund der vierten C-Klassen – Niederlage am Stück (2:7-Pleite als Gast vom Ligaschlusslicht Croatia Griesheim II). Auch die Herausforderung des Erstmannschaftsteams stand ungeachtet des zurückliegenden Erfolglaufs (sechs Siege en block) vom Fleck weg unter keinem günstigen Stern.

 

Der Kader war aus diversen Anlässen (krank, verletzt, gesperrt) auf die Mindestanzahl von elf fitten Kickern geschrumpft. Zwar bevölkerten Vito Lamaruggine und Miloud Merzak als offizielle Alternativen die Ersatzbank, aber wegen den hinderlichen Blessuren war im Weiterstädter Stadtteil eine Einwechslung des Duos quasi zum Scheitern verurteilt.

 

24 Stunden vor dem kalendarischen Herbstanfang legte der Altweibersommer eine Pause ein und verordnete über Südhessen ein meteorologisches Fritz Walter – Wetter in Reinkultur. Ergo liefen auch zum Spitzenspiel Zweiter contra Dritter beide Parteien zu den von Dalida lang ersehnten bzw. heiß erflehten Klängen von „Am Tag als der Regen kam“ auf dem durchnässten Naturrasen-Feld des Sportplatzes „An der Trift“ ein.

 

Dreißig Minuten später sahen sich die Germanen im Clinch gegen den Daueropponenten der vergangenen zwei Dekaden (seit dem Millenniumswechsel forderte kein anderer Rivale den Rasensportverein öfters zum Wettkampf auf) mit einem prinzipiell nicht mehr zu korrigierenden 0:4-Rückstand konfrontiert, weil die Abwehrabteilung dem Schema F der Hausherren (Flanke in den Sechzehner Richtung der dankbar wartenden Vollstreckungskonsumenten) auf den Leim ging. Die Gefahr eines Resultatsfiasko reduzierte zunächst Max Meier (wer sonst?), indem er binnen sechzig Sekunden einen Elfmeter vollstreckte sowie eine Hereingabe von Robert Botezatu geistesgegenwärtig ins Ziel verlängerte.

 

Aber die leise Hoffnung für ein profitables Wendemanöver erstickte im Keim, als der konsequent das Regelwerk praktizierende Unparteiische erst Robert Botezatu (knallrot) kurz vor und Ali Al Hadid (Ampelkarte) kurz nach der Halbzeitpause jeweils wegen zu lautstarken Protesten eine weitere Teilnahmeberechtigung untersagte. Mit nur noch acht Feldspielern waren natürlich sowohl der Zuversichts-Hopfen als auch das Paroli-Malz verloren.

 

Den sich jetzt bietenden Freiraum nutzte Schneppenhausen erbarmunglos zum Scheibenschießen aus. Auch wenn RSV-Legende Torsten Schambach (hütete 492 mal den blau-weißen Punktspielkasten) in seiner heutigen Funktion als FSV-Linienrichter nicht immer auf Ballhöhe agierte (kleiner Joke am Rande), musste Keeper Marcel Wesp am Ende demoralisierende elf Mal den Ball aus dem Netz fischen.

 

Anhand dieses Negativ-Stakkatos hätte manch einer wohl am 159. Geburstag von H. G. Wells die Zeitmaschine aktiviert und sich zu den unterirdisch wohnenden Morlocks gesellt. Als einziger Lichtblick bleibt zu resümieren, dass Max Meier durch einen weiteren eingeschweißten Strafstoß den persönlichen Dreierpack schnürte und sein opulentes Saisonkonto auf neunzehn Buden ausbaute.

 

21 Jahre nach dem Bauarbeitenbeginn für den Burj Khalifa in Dubai mussten die Germanen nach dem harten Aufprall gegen das Stoppschild der sechsteiligen Sieg-Orgie also akzeptieren, dass bis zum Kratzen an den Wolken noch ein langer respektive dornenreicher Flug vor ihnen liegt. Wenig Zeit steht nun zur Verfügung, um die Wunden zu lecken und bei der nächsten wartenden Mammutaufgabe mit dem wohl „allerletzten“ Personalaufgebot eine positive Reaktion zu zeigen.

 

Aufstellung: Wesp, Botezatu, Buth, Singh, Kalai, Al Hadid, Velz Gomez, Meier, Köroglu, Rippert, Laston

Tore: 1:0 Dopud 3. 2:0 Firinu 13. 3:0 Grall 21. 4:0 Pupovac 18. 4:1, 4:2 Meier 30. FE, 31. 5:2, 6:2 Pupovac 55., 58. 7:2, 8:2 Weichel 67., 69. 8:3 Meier 70. FE 9:3 Pupovac 74. 10:3 Landau 79. 11:3 Schetino Letao 79.

Besonderes: Rot Botezazu 42., Gelb-Rot Al Hadid 59. (beide RSV)

 

           Ergebniskosmetik Teil 1: Meiers Elfer zum 1:4                                 Ergebniskosmetik Teil 3: Meiers Elfer zum 3:8

                 

Nach dem Highlight ist vor dem Highlight: Zum Abschluss einer kräftezehrenden englischen Woche muss der Kreisliga B – Tross am kommenden Donnerstagabend noch einmal auf die Zähne beißen. Nur vier Tage nach dem Vergeigen beim Tabellenzweiten wird beim vom Ex-Germanen Max(well) Kögler gecoachten Branchenführer SV St. Stephan der Job-Schwierigkeitsgrad noch einmal erhöht.

 

Die Zweitgarnitur des frisch gebackenen Kreisoberligisten hat konform zu Schneppenhausen bislang sämtliche Siegregister gezogen und alle acht Saisonpartien gewonnen. Das Toppmatch des neunten Spieltags wurde vorverlegt, damit die Hausherren den Feierlichkeiten des am Freitag startenden Griesheimer Zwiebelmarktes ohne Fußballnebengeräusche frönen können. Anpfiff ist um 19Uhr30.

 

Weil die „Erste“ also schon am Donnerstag erneut in der Kickpflicht steht, gebührt der „Zweiten“ am Sonntag das germanische Aufmerksamkeitsmonopol, wofür man sich auf die bestmögliche Kreisliga C - Matchattraktion freuen darf. Ab 13Uhr steigt am heimischen Grünen Steg der „Reserve – Lokalkracher“ zwischen dem blau-weißen Gastgeber und dem südlichen Nachbarn von der Freien Turngemeinde.